“Neugierde ist eine der größten Gaben”, sagt Daniel Hope und der Geiger selbst ist mit dieser Gabe reich gesegnet. So erkundet er mit Hingabe Genres und Stilrichtungen, die weit über das klassische Repertoire hinausreichen und schätzt den bereichernden Austausch mit Künstlern aller Art. Sein neues Doppelalbum “Dance!”, das am 2. Februar bei Deutsche Grammophon veröffentlicht wird, demonstriert diese Offenheit und Forscherfreude auf ganz besondere Art und Weise.
Der Zauber des Tanzes
Der Tanz und die tänzerische Kraft der Musik faszinieren Daniel Hope schon seit Langem. Dass er diese Faszination nun auf einem Doppelalbum dokumentieren kann, ist für Hope “ein alter Traum”, wie er sagt. So ist es mehr als 20 Jahre her, dass Hope der Gedanke kam, dem Thema Tanz ein Album zu widmen. Mit “Dance!” wurde diese Idee nun Wirklichkeit und präsentiert Hope eine bemerkenswerte Anzahl an Stücken verschiedenster Stile und Epochen, welche die universelle Bedeutung von Tanz und Rhythmus eindrucksvoll demonstrieren. Dabei reist der Geiger durch sieben Jahrhunderte Musikgeschichte und erweckt Musik zum Leben, die einst Monarchen unterhielt, in Konzertsälen erklang oder auf Feldern, Straßen und in Kneipen ihren Anfang nahm bis hin Stücken und rituellen Klängen, die Krankheiten und böse Geister bannen sollten. Das Ergebnis ist von beeindruckender Vielfalt und beinhaltet eine mittelalterliche Estampie und ein barockes Menuett ebenso wie einen Nuevo Tango und eine polnische Pastorale, die plötzlich zur Volksmusik wird.
Renommierte Kollegen zu Gast
Um seine Vision eines Tanzalbums umzusetzen, hat sich Daniel Hope herausragende Kollegen an seine Seite geholt und ganz unterschiedliche Besetzungen geformt. Bei den größeren Werken ist das gesamte Zürcher Kammerorchester zu erleben, dessen Musikdirektor Hope seit 2016 ist, während bei anderen intimeren Stücken kleinere, auf das jeweilige Werk oder Genre abgestimmten Besetzungen zu hören sind. Manche dieser Stücke wurden von Hopes langjährigem Kollegen Paul Bateman neu arrangiert, zudem hat der Geiger musikalische Freunde aus aller Welt zur Mitwirkung an “Dance!” eingeladen, darunter Jenö Lisztes (Zymbal), Omar Massa (Bandoneon), Jacques Ammon (Klavier), Marie-Pierre Langlamet (Harfe) und Joscho Stephan (Swinggitarre).
Breites Repertoire
Um den Tanz in seinen ganz verschiedenen Ausprägungen und kulturellen Facetten zu ergründen, hat Hope für “Dance!” eine handverlesene Auswahl getroffen. Zwei Jahre Recherche- und Arrangierarbeit gingen der Aufnahme voraus, bis schlussendlich eine Vielzahl von reizvollen Stücken für das Doppelalbum feststand. So finden sich darauf mit “Lamento di Tristano” unter anderem mit die frühesten überlieferten Tänze in der westlichen Musiktradition; außerdem ist mit dem “Marche pour la cérémonie des turcs” aus Lullys Musik zu Molières Ballettkomödie “Le Bourgeois gentilhomme” ein charmantes Beispiel für einen barocken Tanz zu erleben. Klassische Stücke sind wiederum die fünf deutschen Tänze von Franz Schubert. Eine besondere Facette des Albums ist, dass verschiedene Stücke in kammermusikalischer Besetzung eingespielt wurden und dadurch einen ausgesprochen intimen und unmittelbaren Klangcharakter haben. Dies ist etwa bei Astor Piazzollas “Escualo” mit dem Bandoneonspieler Omar Massa der Fall oder bei dem Klezmer Stück “Odessa Bulgar”. Ganz andere Seiten des Tanzes werden in Saint-Saëns’ “Danse macabre” erfahrbar, einem packenden Beispiel für einen Totentanz und einer der Lieblingskompositionen von Hope auf dem Album. Bela Bartóks “Rumänische Volkstänze” wiederum bringen eine folkloristische Note mit sich, während Duke Ellingtons “It don’t mean a thing” schließlich eine ganz neue Perspektive auf Rhythmus und Harmonie eröffnet und mit dem Gitarristen Joscho Stephan als musikalischen Partner Hopes den Swing feiert.
Energie und Lebenslust
“Die Stücke setzten eine enorme Energie im Orchester frei, ebenso bei den fantastischen Musikern, die in den kleineren Besetzungen spielten”, sagt Daniel Hope. Diese Energie ist prägend für das gesamte Doppelalbum und wird begleitet von ungemeiner Spielfreude, Klangsinnlichkeit und Lebenslust. So wird der Tanz in all seinen Facetten erfahrbar und von Hope und seinen kongenialen Kollegen hingebungsvoll ausgekostet.