Daniil Trifonov | News | Mit gleichem Puls: Daniil Trifonov's erstklassige Verbier Festival Gold Veröffentlichung

Mit gleichem Puls: Daniil Trifonov’s erstklassige Verbier Festival Gold Veröffentlichung

Daniil Trifonov
© Monique Wüstenhagen
30.08.2022
Die neue Veröffentlichung des Labels Verbier Festival Gold präsentiert Daniil Trifonov – berühmter und gefeierter Solopianist – als hinreißenden Kammermusiker. Das renommierte Festival in den Schweizer Alpen bot Trifonov gleich zwei Mal die Bühne, auf der er seine leidenschaftliche Liebe zu diesem musikalischen Genre höchst eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. So konzertierte er in den Jahren 2015 und 2016 in unterschiedlicher, gleichermaßen hochkarätiger Trio-Besetzung. Beide Konzerte ließen keinen Zweifel an der engen musikalischen Verbundenheit und Freundschaft der Triopartner. 

Beethovens revolutionäre Klavier-Trios

Sein Klaviertrio in D-Dur, op. 70 Nr. 1 veröffentlichte Ludwig van Beethoven 1808 gemeinsam mit dem Klaviertrio in Es-Dur op. 70 Nr. 2. Der Beiname “Geistertrio” – er stammt nicht vom Komponisten – bezieht sich auf den Mittelsatz, das Largo, auf die fahlen, düsteren Farben, die karge melodische Entfaltung.  Daniil Trifonov musizierte bei der 2015 in Verbier entstanden Aufnahme mit dem norwegischen Cellisten Truls Mørk und dem russischen Geiger Ilya Gringolts.  Das Revolutionäre zeigt sich an den gleichberechtigten Stimmen, die der Komponist dem Cello und der Violine zuwies, und sie damit ihrer Rolle als “… die beyden Adjutanten des Principalisten …”  enthebt. Intensiv ist dies etwa bei der Unisono-Einleitung des 2. Satzes durch das Cello und die Violine zu erleben, unterbrochen durch das Piano und immer wieder neu aufgenommen, ehe das Cello das Eingangsthema anstimmt. Beethovens Spielanweisung: Largo assai ed espressivo – der absolut gleiche Puls, der gemeinsame Atem von Truls Mørk, Ilya Gringolts und Daniil Trifonov lassen den ungeheuren Spannungsbogen über allem geradezu leicht und schlicht erscheinen, ehe der Satz mit drei Pizzicato-Schlägen und im Unisono aller drei Instrumente endet. 

“Scherzo doloroso”

Auf dem Programm, mit dem sich Daniil Trifonov 2016 beim Verbier-Festival präsentierte, stand u. a. auch das Klaviertrio in g-Moll, op. 15 von Bedřich Smetana. An seiner Seite spielten Leonidas Kavakos (Violine) und Gautier Capuçon (Cello).
Smetana hatte das Trio im Herbst 1855 komponiert, zu einer Zeit schwerer Schicksalsschläge. Es trägt die Widmung: “Zur Erinnerung an unser erstes Kind Bedriska, welches uns durch sein außerordentliches Musiktalent entzückt hat, jedoch uns durch den unerbittlichen Tod im Alter von viereinhalb Jahren entrissen wurde.”
Die unglaublich intensive Aufführung des Trios durch Trifonov, Kavakos und Capuçon belegt beeindruckend, wie sich die drei Spitzenmusiker dieses Werk zu eigen gemacht haben. Auch hier greifen die Stimmen ineinander, ohne sich dabei zu verlieren, etwa wenn nach der ungewöhnlichen Soloeinleitung des Klaviertrios durch die Geige das Cello und das Klavier Teil des angedeuteten Klagegesangs werden, immer wieder auffahrend, ratlos in der Trauer, aufgewühlt. Der Smetana-Biograph Zdeněk Nejedlý beschrieb den zweiten Satz als ein “Scherzo doloroso”, als das Porträt der kleinen Bedriska, überschattet von der Ahnung des Todes. Und das furiose Finale im Presto, wiederholt unterbrochen von dem innigen “Bedriska”-Thema durch Cello und Geige, wird von den drei Musikern wie ein geradezu trotziger Abschied zelebriert.
Die Uraufführung dieses hochdramatischen Werkes am 3. Dezember 1855 in Prag war für Smetana ein Misserfolg, kaum jemand vermochte es damals zu deuten. Franz Liszt hingegen, der das Trio ein Jahr später bei einem Besuch in Prag 1856 hörte, war begeistert – er hat offenbar als einer der wenigen die Bedeutung dieses Werkes begriffen.
 

Mehr Musik von Daniil Trifonov

Mehr von Daniil Trifonov