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Zeffirellis „La Bohème“ – klassisch modern

Cover La Boheme DVD Teresa Stratas, James Levine, José Carreras
Cover La Boheme DVD Teresa Stratas, James Levine, José Carreras
30.09.2009
Franco Zeffirelli kannte seine „La Bohème“. Bereits in den Sechzigern hatte er sich an der Mailänder „Scala“ mit dem Puccini-Klassiker beschäftigt. Für einen Opernfilm hatte er ein Jahrzehnt später neue und aussagestarke Räume gefunden, die Mimis traurige Geschichte eindrucksvolle in Bilder fassten. Und nun sollte er 1981 das Stück für die New Yorker Metropolitan Opera in eine überzeugende Form gießen. Zeffirelli machte sich ans Werk und schuf eine der berühmtesten Inszenierungen der Oper überhaupt, die mit einer Starbesetzung wie Teresa Stratas und José Carreras nun in remastertem Klang- und Bildgewand neu zu erleben ist.

Der Erfolg von „La Bohème“ hielt zu diesem Zeitpunkt bereits rund achtzig Jahre an, auch wenn der Oper ein schlechter Start beschert war. Als das Melodram im Januar 1896 im Teatro Regio von Turin uraufgeführt wurde, spöttelten die Kritiker und attestierten dem Komponisten süffisant einen „Fehltritt“. Tatsächlich hatte es schon vor der Premiere einige Probleme gegeben, die Puccini selbst verursacht hatte. Denn erfolgreich und unsicher zugleich, schikanierte er seine Librettisten Giuseppe Giacosa und Luigi Illica, die aus der Vorlage Henry Murgers „Scènes de la vie de Bohème“ eine Oper zu schnitzen versuchten, bis sie zeitweilig das Handtuch warfen. Immerhin schaffte er es, die Partitur sechs Wochen vor der Uraufführung fertig zu stellen (für Puccini durchaus frühzeitig), wollte aber zunächst nicht in Turin damit an die Öffentlichkeit gehen. Schließlich musste er nachgeben, darüber hinaus auch noch auf den gewünschten Dirigenten Leopoldo Mugnone verzichten und mit dem jungen Arturo Toscanini Vorlieb nehmen.

Die Oper wurde dann trotz der Anlaufschwierigkeiten ein Erfolg, erst in Rom, dann in Neapel, Palermo, Manchester, dem Covent Garden, schließlich in der ganzen Welt. Das lag nicht nur an ihrer geschickt in die Stimmung des Fin-de-Siècle passenden Handlung im scheinbar freien Künstlermilieu, sondern auch an der raffiniert ausgewogenen Musik, die bei allem Schmiss die Waage zwischen Pathos und Rücknahme, Tempo und Verweilen, Humor und Ernsthaftigkeit zu halten verstand. „La Bohème“ entwickelte sich zum Kassenschlager, litt aber nach einigen Jahrzehnten Aufführungsgeschichte auch unter Abnutzungserscheinungen. So war es für Franco Zeffirelli eine anspruchsvolle Aufgabe, die Inszenierung zu erneuern, ohne damit den Charme des Stoffes zu zerstören.

Für die Metropolitan Opera versah er sie mit einem dezent realistischen Ambiente, das das Publikum des im Kern traditionell geprägten New Yorker Hauses heraus-, aber nicht überforderte. Er konnte allerdings auch mit herausragenden Solisten arbeiteten, die seine Bildersprache mühelos zu einem Klassiker machten. Neben Teresa Stratas als betörend fragiler Mimi und José Carreras als überzeugend hingebungsvollem Rodolfo waren unter anderem Renata Scotto, Richard Stilwell, Allan Monk und James Morris auf der Bühne zu erleben. Das allein legte nahe, die Aufzeichnung dieser legendären Aufführungen auch für DVD zu edieren. Hinzu kam ein junger und vitaler James Levine am Pult des Orchester der Metropolitan Opern, der den Sängerinnen und Sängern zu einem rasanten musikalischen Rahmen verhalf, der in der DTS 5.1 Surround-Version auch im Heimkino förmlich vom Hocker reißt. Das ist Opern-Spaß pur, mit einer Referenz-Aufnahme von “La Bohème”.

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