Ob ganz alleine an den Tasten, in kammermusikalischer Besetzung, oder als Solistin vor einem großen Orchester. An ihrem Instrument erweist sich die französische Pianistin
Hélène Grimaud immer wieder als faszinierende Geschichtenerzählerin, indem sie Kompositionen aus ganz unterschiedlichen Epochen mit berührendem Tiefgang in ihrer eigenen musikalischen Sprache zum Leben erweckt. Das Doppelalbum enthält kleinformatige, solistische Schätze aus der Feder von
Johann Sebastian Bach, Claude Debussy, Frédéric Chopin, Franz Liszt, Sergej Rachmaninov und
Béla Bartók sowie Impressionen aus den großen Klavierkonzerten der Musikgeschichte von
Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms, Robert Schumann und
Ludwig van Beethoven.
Weites Spektrum
“Perspectives” spannt einen Bogen von Bachs Präludium und Fuge in d-Moll BWV 875 aus dem zweiten Buch des Wohltemperierten Claviers und seinem Konzert Nr. 1 für ein Tasteninstrument, Streicher und Continuo in d-Moll BWV 1052 bis hin zu virtuosen Bach-Transkriptionen von Franz Liszt und Sergej Rachmaninov. Manche der Aufnahmen sind live entstanden und verströmen die Intensität der Konzertatmosphäre, wie beispielsweise die Interpretationen von Claude Debussys “La Cathédrale engloutie” und Franz Liszts “Les Jeux d’eau à la Villa d’Este”, die im Rahmen einer Installation des Künstlers Douglas Gordon in der Park Avenue Armory in New York aufgenommen worden sind. Mit dem Walzer in As-Dur von Johannes Brahms und Sgambatis Arrangement von Glucks “Reigen seliger Geister” enthält das Album darüber hinaus zwei bislang unveröffentlichte Zugaben.
Vielseitige Künstlerin
In ihren zahlreichen Facetten spiegelt die Musik die große künstlerische Aufgeschlossenheit wider, die Hélène Grimauds Karriere prägt. Sie besitzt die Gabe, selbst die bekanntesten Werke in ein ganz neues musikalisches Licht zu tauchen, ohne sich dabei als Interpretin in den Vordergrund zu stellen. Vielmehr hat man den Eindruck, dass die Musik unter Hélène Grimauds Händen für sich selbst sprechen darf. In ihrer Interpretation von Béla Bartóks Sechs rumänischen Volkstänzen setzt sie sich intensiv mit der volkstümlichen Rhythmik der Kompositionen auseinander und verwebt sie zugleich mit einer nach innen gekehrten Improvisation. Hélène Grimauds Spiel lebt immer von einer mitreißenden Spontaneität und entführt das Publikum kann unmittelbar in eine Welt der Gefühle, Empfindungen und Regungen, aus denen die Künstlerin ihre Interpretationen schöpft. Der unbändige Drang nach künstlerischer Direktheit und ihr intelligenter Vermittlungswille spinnt sich durch das Album wie ein roter Faden und durchdringt die Werke mit unzähligen Klangschattierungen, Artikulationsnuancen und inspirierenden Tempi.
Die Perspektiven, die sich beim Hören des Albums öffnen, machen das reiche Repertoire der Klaviermusik sinnlich erfahrbar und erweisen sich zugleich als umfassendes Künstlerporträt, denn Hélène Grimaud hat die Auswahl der Werke persönlich zusammengestellt und sich damit auf eine Reise in ihre eigene Vergangenheit begeben, die man nun genüßlich miterleben kann!