Schon die ersten Töne, die Hélène Grimaud dem Klavier entlockt, glitzern und funkeln hell. Sie spielt eine virtuose Kadenz auf den vom Orchester gespielten Es-Dur-Dreiklang, der das Hauptthema relativ spät erkennen lässt – ein ungewöhnlicher Konzertbeginn zur Zeit der Klassik. Die französische Pianistin interpretiert dieses Beethovensche Klavierkonzert gemeinsam mit der Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Vladimir Jurowski, es gehört bis heute zu den beliebtesten und meistgespielten Klavierkonzerten Beethovens.
Grund genug für Deutsche Grammophon und iTunes, die Aufnahme nun als “Mastered for iTunes” digital in verbesserter Klangqualität herauszugeben. Die 24 bit-Files mit einer Auflösung von 96 kHz versprechen Studioqualität und sind als „Mastered for iTunes“-Version für 9,99 Euro erhältlich.
Das fünfte Klavierkonzert op. 73 in Es-Dur sollte Beethovens letztes sein. Schon halb taub schrieb er es in den Jahren 1809–1811 zu einer Zeit, in der Napoleon Wien angriff. Der vor allem im englischen Sprachraum bekannte Beiname „Emperor Concerto“ hat damit allerdings nichts zu tun. Beethovens britischer Verleger Johann Baptist Cramer nannte das fünfte Klavierkonzert „the emperor among piano concertos“, so setzte sich der Name durch.
Auf der CD ist Hélène Grimaud und die Staatskapelle Dresden ebenfalls mit der Einspielung der Beethovenschen Klaviersonate Nr. 28 A-Dur op. 101 zu hören. Ein wenig später entstanden, zwischen 1813 und 1816, ist auch diese Klaviersonate eine Verweigerung der formalen Konventionen. Sie ist der Beginn Beethovens später Schaffensperiode, in der er intimer, introvertierter und persönlicher komponierte. Beethoven selbst nannte dieses Werk eine „schwer zu exequierende Sonate,“ und fügte hinzu: „denn was schwer ist, ist auch schön, gut, groß etc., jeder Mensch sieht also ein, dass dieses das fetteste Lob ist, was man geben kann, denn das Schwere macht schwitzen“. Hélène Grimaud ist diesem Koloss mit der gelungenen Mischung aus Reflexion und Hingabe begegnet.
Grimaud ist dafür bekannt, sich Kompositionen vor allem auf tiefgründiger, philosophischer Ebene zu nähern, um den Pulsschlag und die Seele der Werke zu spüren. Für sie ist alles im Leben miteinander verbunden: Wissenschaft, Künste, Philosophie und Religion. Als Synästhetikerin geht ihr die Verbundenheit der Dinge im wahrsten Sinne vor den Augen auf: Sie sieht zu gehörten Tönen dazugehörige Farben.
Seit ihrem sechsten Lebensjahr spielt sie Klavier und ist nach ihrem Studium in Marseille international auf Konzertreisen zu hören. Sie lebte in Frankreich, in den USA und in der Schweiz und hat sich mit Aufnahmen bei der Deutschen Grammophon vor allem den Komponisten Brahms, Beethoven und Mozart gewidmet. Mit dieser Einspielung des Beethovenschen Klavierkonzerts Nr. 5 und der Klaviersonate Nr. 28 setzt Hélène Grimaud einen Meilenstein ihres Schaffens, der nun in Studioqualität auf iTunes erhältlich ist.