Meredith Monk ist es bis jetzt noch mit jedem ihrer Projekte gelungen, die Szene zu beeindrucken. Im Fall von „Songs For Ascension“ ist die Begeisterung aber besonders nachhaltig. „Ganz gleich, welcher Kategorie man sie zuordnet oder nach welchen Kriterien man sie beurteilt“, meinte der Rezensent der britischen The Times nach einer Aufführung von „Songs Of Ascension“ in Edinburgh, „diese Musik ist etwas Besonderes. Unerwartet bewegt bin ich aus dem Konzert gekommen, zutiefst dankbar und mit dem Gefühl, dass es ein Privileg war, dabei gewesen sein zu dürfen“. Und in der Los Angeles Times heißt es bei anderer Gelegenheit: „Diese Musik ist herrlich!“ Tatsächlich läuft in „Songs Of Ascension“ vieles zusammen. Komponiert 2008, aufgenommen im November des folgenden Jahres in der New Yorker Academy Of Arts And Letters, vereint die Sängerin, Choreographin, Komponistin und Performance-Künstlerin diesmal viele einzelne Impulse zu einer fortschreitenden Klangerzählung, einer Form von akustischem Pilgerweg entlang der Möglichkeiten stimmlichen und kammermusikalischen Ausdrucks.
Bei der Umsetzung des komplexen Programms in 21 Kapiteln halfen ihr neben Produzent Manfred Eicher, ihrem eigenen Vocal Ensemble, der Vokalgruppe M6 und den Montclair State University Singers auch das Streichquartett von Todd Reynolds und langjährige Wegbegleiter wie der Perkussionist John Hollenbeck (als Teil des Vocal Ensembles). Heraus kam eine bewegende Stimmen-Suite, die das Collagen- und Episodenhafte früherer Projekte zu einem großen Stück verknüpfte. Das weist in die Zukunft, greift aber auch auf Meredith Monks Erfahrungen aus bald einem halben Jahrhundert Bühnenpräsenz zurück. Geboren im peruanischen Lima, zog sie Anfang der Sechziger in das New Yorker Kulturengemenge, um dort am Sarah Lawrence College zu studieren. Die umtriebige Epoche, in der augenfällig die bisherigen Gestaltungssysteme havarierten und vom Free Jazz auf der einen bis zur Minimal Music auf der anderen Seite neue Vorstellungen von Klang, Form, Bewegung postuliert wurden, hinterließen bei der Kunst-Novizin deutliche Spuren und führten dazu, dass sie sich bereits 1968 mit der eigenen Theatergruppe „The House“ präsentierte.
Ihre Performances brachten sie immer wieder mit Sprache, Stimme und deren wechselhaften Bedeutungsebenen zusammen. Nach einem Jahrzehnt stellte sie daher unter dem Namen „Meredith Monk and Vocal Ensemble“ eine Formation zusammen, die 1981 für „Dolmen Music“ prompt den Preis der Deutschen Schallplattenkritik bekam. Seitdem berufen sich so unterschiedlichen Kollegen wie Bjørk, DJ Spooky, Laurie Anderson, Kate Bush auf die klanglichen und stimmlichen Errungenschaften der New Yorkerin, auf die Formen der Symbiose mit audiovisuellen Medien, aber auch auf ihr ästhetisches Konzept im Allgemeinen. Sogar Regisseure wie Jean-Luc Godard oder auch die Coen-Brüder greifen auf ihre Soundscapes zurück. Mit „Songs Of Ascension“ haben sie alle, überhaupt alle aufmerksamen Hörer, viel neue Musik für erkenntnisreiche, beglückende Stunden.