Momo Kodama | News | West-östliche Synergien – Momo Kodama und Seiji Ozawa mit Klavierkonzerten von Mozart und Hosokawa

West-östliche Synergien – Momo Kodama und Seiji Ozawa mit Klavierkonzerten von Mozart und Hosokawa

Momo Kodama
© Marco Borggreve / ECM Records
11.03.2021
Momo Kodama hat sich mit farbenreichen Darbietungen moderner Klaviermusik einen Namen gemacht. Die sinnliche Fülle ihres Spiels und ihre unangestrengte Virtuosität prädestinieren die japanische Pianistin für poetisch versierte Komponisten der Moderne wie Claude Debussy, Tōru Takemitsu oder Olivier Messiaen. Impressionistisch angehauchte Klangpoesie, bei der es auf den weichen Fluss der Bewegung genauso ankommt wie auf kristalline Klarheit, bilden für die junge Klaviervirtuosin zudem das ideale Medium, um eine Brücke zwischen ihrer ostasiatischen Herkunft und der europäischen Musiktradition zu schlagen. In ihren ECM-Alben La vallée des cloches (2013) und Point and Line” (2017) zog sie lange Linien von der europäischen Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts bis in die japanische Gegenwart. Auf ihrem neuen Album spürt sie Mozarts Einfluss auf den zeitgenössischen japanischen Komponisten Toshio Hosokawa nach. 
Kodamas dritte Veröffentlichung beim Münchener Label ECM New Series bringt Hosokawas Komposition Lotus under the moonlight mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur (K. 488) in Schwingung. In beiden Aufnahmen ist die Pianistin in der Begleitung des Mito Chamber Orchestra unter der Leitung von Seiji Ozawa zu erleben. 
West-östliche Synergien
Die Komposition von Toshio Hosokawa entstand als Auftragsarbeit des Norddeutschen Rundfunks im Mozart-Jahr 2006, dem 250. Geburtstag des Wiener Klassikers. Der Sender bat den Komponisten darum, sich aus den Klavierkonzerten von Mozart einen Favoriten zu erwählen, in der gleichen Besetzung ein eigenes Werk zu komponieren und eine Pianistin oder einen Pianisten zu empfehlen, der beide Werke zur Aufführung bringt. Hosokawa, seit seiner Kindheit von Mozart beeindruckt, entschied sich für Momo Kodama, der er “Lotus under the moonlight” widmete. Ihr “empfindsames und ausdrucksstarkes Spiel haben meine Klaviermusik immer wieder zutiefst inspiriert”, so der Komponist, der als eine der wichtigsten Figuren der musikalischen Avantgarde Japans gilt. “Lotus under the Moonlight” ist eine Komposition für Klavier und Orchester. Das Werk reagiert von Ferne auf das melancholische Adagio aus Mozarts Klavierkonzert in A-Dur. 
Sphärischer Minimalismus 
Hosokawas sphärischer Minimalismus passt perfekt ins Programm der New Series. Doch wie fügt sich Mozart ins Bild? Die Synergien zwischen dem japanischen Komponisten und dem Wiener Klassiker ereignen sich auf einer stimmungsmäßigen Ebene. In “Lotus under the moonlight” kommt eine eigentümliche Reinheit zum Vorschein, ein lebensbejahender, sinnlicher Bezug zu den Dingen, wie er auch für Mozart typisch ist. Momo Kodama stattet das Werk, das um die Schönheit der Lotusblume kreist, mit einer geheimnisvoll in sich ruhenden Fülle aus. Selbst in den Episoden flirrender Hochspannung bleibt diese spirituelle Ruhe unangetastet. Bei Mozart frappiert die impressionistische Note, die Kodama mit ihren perlend fließenden Läufen dem Wiener Klassiker verleiht. Das breite Farbspektrum ihrer Interpretation und die harmonische Klanglust von Toshio Hosokawa berühren sich am Ende auf seltsam magische Weise. 

Mehr Musik von Momo Kodama