Es gibt wohl kaum einen Komponisten, der so produktiv war wie er. Immerzu musste er schreiben. Er konnte gar nicht aufhören, sich auszudrücken und das sprudelnde Leben um sich herum in Töne zu verwandeln. Es war ja auch zu schön. Die Höfe, die Schlösser, die Gärten und Brunnen, die Menschen mit ihren prächtigen Kleidern und ihrer unwiderstehlichen Noblesse – all dies rief geradezu nach Musik.
Optimistisches Temperament
Georg Philipp Telemann war wie geschaffen für diese Aufgabe. Sein Temperament war optimistisch und zukunftsfroh. Er glaubte an sich und seine musikalische Mission. Anders hätte er es auch kaum so weit gebracht. Die biographischen Umstände waren eher ungünstig. Der Vater starb, als der Junge vier Jahre alt war, und die Mutter versuchte unter dem Druck des Vormunds den Sohn davon abzuhalten, sich der Kunst zu widmen. Der Junge sollte etwas Anständiges lernen, sollte Geld verdienen, und nach außen hin fügte sich Georg Philipp auch diesem Zwang. Heimlich komponierte er jedoch und organisierte während seines Jura-Studiums in Leipzig ein Amateurorchester und Konzerte. Heute würde man sagen: Er war Komponist und Kulturmanager in einer Person. Er vermarktete sich selbst und hatte damit Erfolg. Spätestens als er im Jahr 1737 Paris bereiste und den dortigen Hof begeisterte, war er ein gemachter Mann, eine Berühmtheit in Europa, die überall gefragt war.
Gesellig und feierlich
Auch seine Musikinstrumente lernte er weitgehend autodidaktisch. Er spielte Orgel, Violine, Gambe, Traversflöte, Oboe, Schalmei, Kontrabass und Bassposaune. Zwar beherrschte er im Gegensatz zu vielen großen Komponisten seiner Zeit keines seiner Instrumente virtuos. Dafür besaß er aber einen großen Überblick, und das kam der Instrumentierung seiner Werke sehr zu Gute. Er wusste, wie man die einzelnen Instrumente gut zur Geltung bringt, und nicht zuletzt dadurch zeichnet sich Telemanns Musik durch wohlbedachte Proportionen aus. Telemann klingt stets harmonisch ausgewogen und lässt die Seele des Hörenden zufrieden mitschwingen. Zugleich sprüht seine Musik eine enorme Energie aus, ist voller Lebensmut und Begeisterung. “Bach h-moll, Telemann C-Dur” – so brachte es der Musikwissenschaftler Philipp Spitta einst auf den Punkt. Selbst aus Telemanns Kirchenmusiken hört man bisweilen noch die festliche Pracht des Hoflebens heraus.
Ein erhabener Tonmaler
Am stärksten kommt dieser feierliche Ton aber in seinen Konzerten und tonmalerischen Werken zum Ausdruck. Die schönsten von ihnen kann man jetzt in der
“Telemann Edition (Archiv Produktion) – Tafelmusik, Wassermusik, Konzerte” (10 CDs)
erwerben. Ob man dabei die berühmte “Wassermusik”, die “Tafelmusik” oder die Bläser- und Violinkonzerte hört, stets spürt man etwas von diesem barocken Pathos des Feierns und Tanzens. Dass uns diese Musik in authentischer Gestalt dargeboten wird, verdanken wir den
Heroen der historischen Aufführungspraxis, und darunter ist der auf den jetzt erschienenen CDs zu hörende
Reinhard Goebel mit seinem
Barockorchester Musica Antiqua Köln sicher eine der edelsten Adressen in Deutschland. Der preisgekrönte Dirigent und Geiger erweckt die barocke Musik zu neuem Leben, indem er Telemanns klare Melodien, seine stets gesanglich fließenden Orchesterwerke, so erklingen lässt, wie sie seinerzeit geklungen haben müssen. Nicht durch Aktualisierung, sondern durch originalgetreue Wiedergabe lässt er diese Musik zu einem wahren Freudenfest werden. Wer dies hört, der wird reich belohnt.