Karajan, Furtwängler, Celibidache: Berlin hat seit jeher die Megastars der Klassikszene angezogen. Die historische Zeichenwelt der Stadt, ihre beeindruckende Internationalität und das tolerante Miteinander, das hier gepflegt wird, bilden einen fruchtbaren Boden für Künstler, die Austausch und Inspiration suchen.
Glänzende Infrastruktur: Berlin kulturell
In Sachen Klassik tritt eine glänzende Infrastruktur hinzu. Man denke nur an die drei Opernhäuser, die Philharmonie, das Konzerthaus und den 2017 eröffneten Pierre Boulez Saal, wo der begabte Nachwuchs gemeinsam mit gestandenen Größen des Klassikbetriebs bereits jetzt Musikgeschichte schreibt. Kurz: Die Bedingungen in Berlin sind ideal, und so hat es seit jeher auch unzählige Meisterpianisten in die pulsierende Metropole gezogen.
Neben der spannungsgeladenen Atmosphäre, die sie hier vorfinden, treffen sie in Berlin auf eine einzigartige Orchesterkultur. Allen voran die Berliner Philharmoniker und die Staatskapelle Berlin sind Klangkörper von Weltrang, mit denen zusammenzuarbeiten für jeden Solisten eine Ehre ist. Last but not least hat die Deutsche Grammophon in Berlin ihren Sitz. Das kultige Klassiklabel verfügt über einen reichen Schatz an Aufnahmen mit absoluten Weltklasse-Pianisten.
Pianistische Giganten: Martha Argerich, Pollini und Co.
Liegt es da nicht nahe, diese Aufnahmen zu bündeln und das Flair wirken lassen, das Berlin der klassischen Musik gibt? Das Gelblabel hat sich der Herausforderung gestellt und gemeinsam mit dem Kulturkaufhaus Dussmann eine Edition produziert, die den Fokus auf große Pianisten im Zusammenspiel mit den Berliner Philharmonikern und der Staatskapelle Berlin legt. Das Ergebnis ist beeindruckend. Schon die stylische cap-box mit dem peppig angedeuteten Motiv des Brandenburger Tors ist einzigartig.
Greift man dann in die Schatztruhe, so hält man acht ansprechende CD-Hüllen im Cover-Design der jeweiligen Ersterscheinungen in den Händen. Hier verweilt man gerne, gewinnt man so doch einen faszinierenden Einblick in die Unterschiede der Cover-Gestaltung von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis in unsere Zeit. Zusammen mit dem unterhaltsamen Booklet-Essay von Jürgen Otten ist der äußere Rahmen so perfekt gesetzt und man langt nun erwartungsvoll zu den Tonträgern der attraktiven Ausgabe.
Breites Klangspektrum: Klassik, Romantik, Moderne
Was sich einem hier darbietet, ist ein beeindruckend vielfarbiges Klangpanorama der Klavierkonzert-Literatur. Die Komponistenriege reicht von Größen wie Mozart, Beethoven und Brahms über Chopin, Tschaikowsky und Liszt bis hin zu Grieg, Rachmaninow und Ravel. Mit Pianisten wie Emil Gilels und Daniel Barenboim, Martha Argerich, Andor Foldes, Katia und Marielle Labèque oder dem jungen Yundi finden sich höchst unterschiedlich geprägte Tastenmagier in der Edition. Entsprechend breit ist die Palette an persönlichen Stilen:
Die furiose Vehemenz einer Argerich steht direkt neben der lyrischen Eleganz eines Gilels, das romantische Fieber eines Yundi direkt neben der erstaunlichen Lässigkeit eines Barenboim, der mit der Staatskapelle Berlin unter Andris Nelsons einen schwebenden Zugang zu Chopins Klavierkonzerten findet. Kann es bei so vielen Unterschieden einen spezifischen Berlin-Sound geben? Nun, die Orchester garantieren für eine gewisse Klangkontinuität. Über das Berlin-Kolorit der Pianisten können die Hörer nur selbst entscheiden.