Renata Tebaldi | News | Die Vielgeliebte

Die Vielgeliebte

01.03.2006
Renata Tebaldi war der Star der New Yorker Bühnen. Während der 18 Jahre, die sie fest zum Ensemble der Metropolitan Opera gehörte sang sie rekordverdächtig in 210 Vorstellungen und sehr unterschiedliche Rollen von der Mimi in “La Bohème” bis zu Manon Lescaut. Auf dem Zenith ihres Ruhmes nahm die Decca im Jahr 1964 ein Portrait-Album auf, das die ganze Bandbreite ihrer Ausdruckskraft präsentierte. Im Rahmen der Reihe Classic Recitals ist es nun auf CD erhältlich – ein Sammlerstück für die einen und zugleich die Möglichkeit, eine der besten Sopranistinnen ihrer Generation neu zu entdecken.
Renata Tebaldi stammte aus Pesaro. Geboren am 1.Februar 1922, wuchs sie in ärmlichen Verhältnissen auf, schaffte es aber trotzdem, an das Konservatorium von Parma aufgenommen zu werden. Sie begann ein Musikstudium, zunächst als Pianistin, wechselte aber bald zum Gesang, nachdem ihr eigentliches Talent entdeckt worden war. Ihre ersten wichtigen Vokal-Lektionen lernte sie bei Italo Brancucci, dem daraufhin Ettore Campogalliani in Mantua und Carmen Melis in Pesaro folgten. Ihren ersten öffentlichen Auftritt auf der Opern-Bühne hatte Renata Tebaldi 1944 am Teatro Municipale von Rovigo in der Rolle der Helena in “Mefistopheles” von Arrigo Boito. Es war ein vorsichtiger Startschuss der Karriere, der immerhin dazu führte, dass man sie im selben Jahr bereits in Parma und Triest (“Otello”, Verdi) auf der Bühne erleben konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam ihr das Glück zu Hilfe. Der Dirigent Arturo Toscanini wurde auf sie aufmerksam und begann, die Karriere der jungen Sängerin zu fördern. Er engagierte Renata Tebaldi 1946 an die Mailänder Scala, wo sie noch im selben Jahr mit großem Erfolg an dem von ihm dirigierten Konzert zur Wiedereröffnung des Hauses mit der Solopartie in Verdis “Requiem” brillierte.

Von der Scala aus war es für die junge Sopranistin ein Kinderspiel, die übrigen großen Bühnen der Opernwelt für sich zu gewinnen. Tebaldi avancierte zu einem der Stars in Mailand, sang dort von 1949 bis 1960 mit Unterbrechungen und ging mit dem Ensemble des Hauses außerdem auf Tournee. Anno 1950 gastierte sie mit der Scala-"Aida" an der New Yorker Metropolitan Opera, woraus sich eine enge und glamouröse Zusammenarbeit entwickelte. Man buchte sie auf Festivals wie den Maggio Musicale von Florenz und als sie 1955 eine eindrucksvolle Desdemona in Verdis “Otello” an der Oper von San Francisco und der Metropolitan Opera präsentierte, gelang ihr endgültig der internationale Durchbruch. So war sie bereits ein Star ihres Fachs, als die versierten Tontechniker der Decca im September 1964 in der Londoner Kingsway Hall ihre Mikrofone installierten, um ein Gesangsprogramm mit Renata Tebaldi aufzunehmen. Als Orchester stand ihr das New Philharmonia Orchestra zur Verfügung, am Pult gab sich Oliviero de Fabritiis die Ehre. Das Repertoire des Abends konzentrierte sich auf Höhepunkte der italienischen Oper und dazu gehörten unter anderem Arien aus Verdis “Don Carlo”, “Giovanna D’Arco” und “Un Ballo in Maschera”, Puccinis “Turandot” und “La Rondine”, Mascagnis “Cavalleria Rusicana” und Ponchiellis “La Gioconda”. Es wurde ein eindrucksvolles Recital, das alle Stärken Tebaldis auf einer Langspielplatte vereinte und gehörte zu den beliebtesten Alben der Sopranistin bei ihren Fans. Nun ist es sorgfältig ediert und mit dem ursprünglichen Cover und den originalen Liner Notes in der Serie Classic Recitals erschienen – ein elegantes und eindrucksvolles Klangsouvenir der im Dezember 2004 verstorbenen Grande Dame der italienischen Oper.

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