Es war eine produktive Zeit. Im Jahr zuvor hatte
Gioachino Rossini den „
Barbier von Sevilla“ auf die Bühne gebracht, gefolgt von „
La Cenerentola“ und „
La Gazza Ladra“, die die Menschen begeisterten. Für den Komponisten hieß das aber auch, die Kohlen am Glühen zu halten, und so hatte er keine Bedenken, wenn sich seine Librettisten bei erfolgreichen Stoffen inspirieren ließen. Als Vorlage für die 1817 in Neapel uraufgeführte Oper „
Armida“ diente ein beliebtes Bühnenstück des
italienischen Dichters Torquato Tasso, das bereits von großen Kollegen wie
Jean-Baptiste Lully,
Georg Friedrich Händel,
Christioph Willibald Gluck,
Antonio Salieri und
Joseph Haydn adaptiert worden war. Im Mittelpunkt steht die Zauberin Armida, die im heiligen Land einer Handvoll Kreuzrittern den Kopf verdreht. Natürlich geht es, wie in vielen Belcanto-Opern, um Liebe und Leidenschaft, Wahnsinn und Tod, wobei die clevere Titelheldin trotz zwischenzeitlicher Erfolge ihren Geliebten Rinaldo nicht dauerhaft bezirzen kann, über des tragischen Verlustes schließlich den Verstand verliert und mit großem Getöse sich in Rauch und Feuer auflöst.
„
Armida“ ist damit eine Oper, die sich auch nach beinahe zwei Jahrhunderten noch effektvoll inszenieren lässt.
Mary Zimmerman hatte sie im vergangenen Frühjahr für die
New Yorker Metropolitan Opera neu in Form gebracht und dafür die Star-Sopranistin und Vollblutschauspielerin
Renée Fleming im Team. Es wurde ein Bühnenspektakel mit allen, was der Opernfreund liebt: großartigen Künstlern und opulenten Kostümen, faszinierenden Theaterräumen und mitreißenden Ballettszenen. Vor allem aber bot „
Armida“ die Gelegenheit für die Titelheldin, ihren ganzen Charme und gestalterische Kompetenz auszuspielen. Und die Aufführungen im vergangenen Jahr waren für sie eine besondere Herzensangelegenheit, denn das Stück war einst eine der Rollen, mit der Renée Fleming als Nachwuchssopranistin beim renommierten Rossini-Festival in Pesaro den Durchbruch schaffte.
So spürte man der Zauberin auf der Bühne der Met die besondere Intensität der Umsetzung mit jeder Note an und die Kritiken waren begeistert, zumal neben Renée Fleming immerhin sechs Tenöre die verwirrten Kreuzritter darstellten, allen voran Lawrence Brownlee, einer der großen jungen Talente der amerikanischen Szene.
Die Doppel-DVD „Armida“ ist daher ein Schmuckstück des ausgehenden Klassikwinters und ein beschwingtes und bewegendes Bühnenerlebnis, das in bewährt exquisiter Klang- und Tonqualität von den Spezialisten des Met-Teams aufgezeichnet wurde und nun auch im eigenen Wohnzimmer miterlebt werden kann.