Was Herbert von Karajan für die Deutsche Grammophon, war Sir Georg Solti für die Decca. Über 50 Jahre blieb der in Ungarn geborene Maestro jenem Label, das ihm die Realisierung des legendären Wagner-Rings ermöglichte, als Exklusivkünstler treu. Anlässlich des 100. Geburtstags des großen Dirigenten öffnet Decca nun die Archive und präsentiert neben prachtvollen Gesamtausgaben auch Essenzielles und Rares.
Text: Jörg Ehlert | Foto: Elfriede Hanak
Erstmals veröffentlicht Decca einen Mitschnitt der von Sir Georg Solti geleiteten Produktion der „Zauberflöte“ bei den Salzburger Festspielen im Mozartjahr 1991 auf DVD. Mit einer besonderen Geste erinnerte der Dirigent bei dieser Aufführung an eine schicksalhafte Begebenheit vor dem Beginn seiner Weltkarriere. 1937 war Solti hier bei den Proben zur selben Mozartoper als Korrepetitor eingesprungen – sehr zum Gefallen von Orchesterleiter Arturo Toscanini, der den 25-Jährigen zum Assistenten machte, ihm den Glockenspielpart des Papageno übertrug und wichtige Türen öffnete. Mittlerweile längst zum Sir geadelt und ein gefeierter Pultstar, nahm Solti 1991 erneut die Schlegel zur Hand.
Wie erfolgreich Sir Georg Solti selbst bei der Entdeckung von Ausnahmetalenten war, belegt die Aufnahme von „La Traviata“ aus dem Jahr 1994. Angela Gheorgiu, von Solti für die Rolle der Violetta ausgewählt, gelangte in der Produktion über Nacht zu Weltruhm. Tief beeindruckt soll Solti während der Probe Tränen vergossen haben. „Das Mädchen ist wundervoll. Sie kann alles tun!“, so seine Prophezeiung. Die erste Verdi-Aufführung unter Soltis Leitung geriet zur Sensation: Enthusiastische Konzertberichte füllten die Titelseiten und die BBC änderte ihr Programm für eine unverzügliche TV-Übertragung. Die Aufnahme erscheint als limitierte Edition mit 200-seitigem Hardcover-Begleitbuch und DVD.
Neben einer Reihe aufwendig gestalteter Gesamtausgaben mit den Solti-Aufnahmen der Opern von Wagner, Strauss, Verdi und Mozart erscheint mit der 2 CD-Edition „Solti – The Legacy 1937–1997“ ein weiteres Highlight. Decca macht darin über 150 Minuten vielfach bislang unveröffentlichter Live- und Studioaufnahmen zugänglich. Enthalten ist auch historische Aufnahme der Glockenspiel-Darbietung Soltis unter Arturo Toscanini.