Vor genau 50 Jahren war die Mammutproduktion nach sieben Jahren im Kasten. Wagner selbst hatte einst unglaubliche 26 Jahre lang an seinem 16stündigen Lebenswerk komponiert. Gut 80 Jahre nach der Uraufführung setzten der britische Produzent John Culshaw und sein Technik-Team unter der Leitung von Cheftechniker Gordon Parry 1958 neue Maßstäbe in Sachen Opern-Aufnahme, indem sie sich klanglich mit den neuen Möglichkeiten der Stereo-Technik austobten und damit unter der Flagge von Decca mit Wagner an Bord auf Erfolgskurs gingen.
Bis heute ist diese Aufnahme von Wagners Ring die absolute Referenzeinspielung. 2012 wurde sie bereits liebevoll remastered, jetzt kann man die digital nachbearbeitete high-bit-Version als vollständige CD-Box genießen. Neben Wagners vollständigem Werk “Der Ring des Nibelungen” auf 14 CDs enthält die Edition eine ausführliche Einführung des englischen Musikwissenschaftlers Deryck Cookes auf zwei CDs sowie das vollständige Libretto auf einer Bonus CD-Rom, ein dickes Booklet und viele Fotografien aus dem Aufnahmestudio. So kann man komplett in Wagners Welt eintauchen.
Bestens besetzt
Wagners “Ring des Nibelungen” ist ein großes musikalisches Abenteuer. Er umfasst die epischen Opernspektakel “
Das Rheingold”, “
Die Walküre”, “
Siegfried” und schließlich “
Die Götterdämmerung”. Hinsichtlich der Besetzung muss
Sir Georg Solti sich wie im Schlaraffenland der Sangeskunst gefühlt haben. Mit
Birgit Nilsson als Brünnhilde in der Walküre, im Siegfried und der Götterdämmerung, mit
Kirsten Flagstad als Fricka im Rheingold und
Christa Ludwig in eben dieser Rolle in der Walküre, mit
Joan Sutherlands glockenhellem Sopran als Stimme eines Waldvogels im Siegfried, mit
Dietrich Fischer-Dieskaus sonorem Bariton als Gunther in der Götterdämmerung und den eindrucksvollen Bassbaritonen
Hans Hotter, George London – besser und ausgereifter kann man Wagner stimmlich nicht präsentieren.
Grandios gespielt
“The Greatest Recording of All Time” schrieben sowohl das Gramophone Magazine 1999 als auch das BBC Music Magazine 2011. Sir Soltis Aufnahme wurde mit dem Grammy Award, dem Edison Award und dem Grand Prix Mondial du disque ausgezeichnet – zurecht, wie man auf den ersten Ton hören kann. Die Kombination von Sir Georg Solti und den Wiener Philharmonikern in Zusammenarbeit mit den bedeutendsten Wagner-Sängern der 50er und 60er Jahre schafft vor den Mikrofonen eine nahezu elektrisierende Atmosphäre. Die Wiener Philharmoniker baden hingebungsvoll in Wagners romantischen Klängen und verstehen sich darauf, jeden sinnlichen Gefühlsausdruck in den hochemotionalen Opern mit musikalischem Leben zu füllen. Über 100 Musiker sind im Orchester beteiligt, zum Teil kommen sechs Harfen und vier Basstuben gleichzeitig zum Einsatz. Und so gewaltig die Klangmassen auch sind, Sir Georg Solti navigiert das Orchester stets geschmackvoll und stilsicher durch die Partituren. Man spürt, dass Sir Solti Wagners romantische Seite verehrt, dass er alle märchenhaften Facetten der Musik herauskitzeln will und sich gar nicht bemüht, den Kompositionen eine schlankere Gestalt anzutrainieren. Und das macht vermutlich die Authentizität und die soghafte Wirkung der Aufnahmen aus.