Krystian Zimerman beherrscht den eleganten Mittelweg. Im Dezember 1956 im polnischen Zabrze geboren, lernte er bei Andrej Jasinski und schaffte es als Neunzehnjähriger, sowohl beim Beethoven-Wettbewerb in Wien als auch beim Chopin-Wettbewerb in Warschau zu brillieren. Nach seinem Warschauer Erfolg debütierte Krystian Zimerman in vielen Ländern Europas und traf in Paris mit Artur Rubinstein zusammen, was seine Vorstellung von musikalischer Differenzierung nachhaltig prägte. Er arbeitete in den Folgejahren viel mit Herbert von Karajan und Leonard Bernstein, schuf hoch gelobte Solisten-Zyklen wie beispielsweise seine Einspielung der Klavierkonzerte von Ludwig van Beethoven. Wichtig sind für ihn nicht nur die ersten Preise, die er bei diversen internationalen Wettbewerben erhielt, sondern die Tatsache, dass er seit Jahren einen geeigneten Rhythmus gefunden hat, der es ihm erlaubt, ständig neues Repertoire zu erlernen, ohne sich damit zu sehr künstlerisch begrenzen zu lassen.
Lange Zeit hat sich Krystian Zimerman pro Jahr ein bis drei neue Klavierkonzerte, Kammermusik und viel Solorepertoire erarbeitet, welches sich im Laufe von mehr als drei Jahrzehnten, in denen er regelmäßig die Konzertpodien besuchte, zu über 30 Klavierabend-Programmen und derselben Anzahl von Klavierkonzerten ausbauen ließ. In einigen dieser Arbeitsphasen widmete er sich auch ausführlich dem Schaffen von Franz Liszt und hielt seine Erkenntnisse für Deutsche Grammophon fest. Auf diese Weise konnten zwei Aufnahmen entstehen, die schon lange der einhelligen Meinung der internationalen Kritik und des Publikums nach zu den wichtigsten Interpretationen der Werke des spätromanischen Meisters gehören.
So wurden 1987 zunächst die beiden Klavierkonzerte und der „Totentanz“ mit dem Boston Symphony Orchestra unter der Leitung von Seiji Ozawa festgehalten. Daran anschießend ging Krystian Zimerman abermals in Klausur und setzte sich mit Werken für Klavier solo auseinander. Auf diese Weise kam es 1990 zu einem weiteren Liszt-Programm, diesmal einem Recital mit berühmten und wegweisenden Stücken wie der gewaltigen „h-Moll-Sonate“ und besonderen Einzelstücken wie den „Nuages gris“ oder den „Funérailles“. Wieder wurde die Aufnahme ein Meisterwerk und daher liegt es nahe, angesichts des Liszt-Jahres diese beiden Klassiker der Interpretation mit einem eigenen, optisch neu gestalteten und mit umfangreichen Erläuterungen versehenen Doppel-Album gemeinsam zu präsentieren. Zwei Klassiker mit Signalwirkung, bis heute Referenz.