Mit Nightscapes (»ein wunderbares Recital« – The Whole Note) debütierte Magdalena Hoffmann 2022 bei Deutsche Grammophon und gewann kurz darauf einen OPUS KLASSIK als Nachwuchskünstlerin des Jahres für diese Einspielung von Werken des 19., 20. und 21. Jahrhunderts. Nun taucht die Harfenistin tiefer in die Vergangenheit ein. Ihre Auswahl von Fantasien und Präludien wurde einst für Tasteninstrument oder Laute von Johann Sebastian Bach, seinen Söhnen Wilhelm Friedemann und Carl Philipp Emanuel sowie seinen Zeitgenossen Händel und Weiss geschrieben. Fantasia, so der Titel ihres neuen Albums, widmet sich ganz dem Barock. Es erscheint am 6. September 2024 digital und auf CD.
Im 18. Jahrhundert benannte der seit der Renaissance gebräuchliche Begriff »Fantasia« ein Instrumentalstück, das scheinbar Widerstreitendes verbindet: »Improvisatorischer Freiraum und große formale Strenge sind vereint zu einer atmenden Gestalt«, erklärt Magdalena Hoffmann und ergänzt: »Diese Gegensätze eröffnen ein musikalisch sehr fruchtbares kreatives Feld.«
Zwar hatten die von ihr ausgewählten Komponisten die Stücke nicht für die Harfe geschrieben, doch sind sie trotzdem wie für ihr Instrument gemacht: »Die Harfe hat quasi einen Heimvorteil durch ihre natürlichen Möglichkeiten zum freien, ornamentalen Arpeggieren, das für die barocken Präludien und Fantasien so typisch ist«, sagt die Künstlerin.
Von J.S. Bach bringt sie zwei frühe Werke für Tasteninstrument zu Gehör, die Fantasia in g-Moll BWV 917, strikt kontrapunktisch angelegt, und das Präludium (Fantasia) in c-Moll BWV 921, das Anklänge an Alessandro Scarlatti aufweist. Das Album endet mit der beschwingten Geschliffenheit seiner Sinfonia (Fantasia) BWV 797.
Hoffmann entschied sich auch für drei Werke von Bachs ältestem Sohn Wilhelm Friedemann, darunter die sprunghafte Fantasia in a-Moll. Ihr Album eröffnet jedoch zunächst mit einem Werk voller Kontraste seines berühmteren Bruders Carl Philipp Emanuel, der Fantasia in Es-Dur. Zudem spielt sie dessen Fantasie in D-Dur und sein spätes Meisterwerk in fis-Moll, in dem eine kohärente Grundstruktur die improvisatorische Erfindung ausbalanciert.
Händel wiederum ist mit einer stilistisch abwechslungsreichen Auswahl kurzer Cembalostücke vertreten. Wahrscheinlich wurden sie ursprünglich für den Unterricht geschrieben. Und schließlich ist ein Zeitgenosse und Freund von J.S. Bach zu hören: Silvius Leopold Weiss. Der virtuose Lautenist hinterließ ein umfangreiches Œuvre für sein Instrument, darunter die beiden eingespielten charmanten c-Moll-Werke.
Magdalena Hoffmann gibt auf Fantasia dem barocken Geist der Improvisation eine eigene Stimme. Sie nutzt den Klang und die Vielseitigkeit der Harfe, um dem fantasievollen Repertoire neue dynamische und räumliche Dimensionen abzugewinnen. »Gerade auf diesem Instrument ist eine große innere Spannung, eine seelische Dynamik möglich, die befreiend wirkt«, stellt sie fest. »Und dabei kann die Fantasie – buchstäblich als ›Momentaufnahme‹ – auch jedes Mal anders erklingen, unendlich lebendig und niemals endgültig einzufangen.«